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„Wir schreiben den zweiten Juli 1505…

…. und die Welt weiß noch nicht, dass gerade das Mittelalter vergeht und die Neuzeit begonnen hat. Ein frischgebackener Magister der Philosophie, 21 Jahre jung, marschiert auf einsamen Wegen in Richtung Erfurt, wo er an der dortigen Universität Philosophie unterrichtet und ein Zweitstudium, Jura, begonnen hat.“

„Warum nicht mal was über Luther lesen, wo der Reformationssommer doch gerade vorbeigeht…“ dachte ich, als ich den Titel dieses Buches las:

Der rebellische Mönch, die entlaufene Nonne und der größte Bestseller aller Zeiten

Klingt etwas sperrig, aber es geht in diesem Buch um das grosse Thema „Reformation“ und es erschien auch im Zusammenhang mit dem 500. Jahrestag dieses Ereignisses,
Wobei das Reformationsjubiläum als Grossevent ja aus den verschiedensten Gründen völlig an mir vorbeigegangen  ist – unter Anderem  auch, weil ich  kein Freund solcher meiner Meinung nach völlig überzogenen Veranstaltungen bin, die in manchen Dingen ja schon sehr gigantomanisch und überzogen wirken.
Zumal dafür auch Gelder aus Kirchen- und anderen Steuermitteln verpulvert werden, die an anderen Stellen wirklich sinnvoller verwendet werden könnten, z.B. für Jugend – , Obdachlosen- , oder Flüchtlingsarbeit, die ja auch Aufgabe kirchlicher Arbeit sind.
Genug Kritik hat es dazu – wie auch zum Kirchentag in Berlin –  ja schon von verschiedenen Seiten gehagelt, deshalb will ich das Thema jetzt hier gar nicht weiter vertiefen, sondern verweise einfach mal auf Evangelisch.de, wo das alles gut zusammengefasst ist

Trotzdem – ich gebe es zu – hätte ich als evangelischer Christ die Weltausstellung Reformation in Wittenberg schon gerne gesehen, die  in Ihrer Art sicher einmalig ist. (meine Liebste hat hier darüber geschrieben)
Aber was nicht ist, ist halt nicht – und die Welt geht deswegen ja auch nicht unter…

Und ich kann mich dem Thema „Luther  und Reformation“ ja auch noch mal auf andere Weise nähern, wie z.B. mit diesem Buch, Mönch&Nonnedass sich gerade nicht nur in den Kontext des Themas „Reformation“ einreiht, sondern irgendwie mit seinen historischen Bezügen auch in die Reihe der Bücher passt, die ich zuletzt gelesen habe.
Der Klappentext wirkt zwar  etwas reissersich – aber das ist  verständlich, denn schliesslich ist diese „etwas andere Lutherbiographie“ ja auch ein wenig als „Jugendbuch“ kreiert worden, um das Thema „Reformation“ auch jungen Menschen schmackhaft zu machen:

„Martin Luther – erst Mönch, dann radikaler Reformer und zuletzt eher unfreiwillig der erste Protestant. Was musste passieren, dass er zum Ketzer wurde und sich mit dem Papst anlegte? Christian Nürnberger begibt sich auf die Spuren Martin Luthers und zeigt, wie dieser mutige und unbeirrbare Mann die katholische Kirche und die gesamte damalige Welt zum Wanken brachte und wie sich das bis heute auf unser Leben auswirkt. Petra Gerster wirft einen Blick auf Katharina von Bora, die entlaufene Nonne, die sich in den Kopf gesetzt hatte, Martin Luther oder sonst keinen zu heiraten.

Eine aufschlussreiche, persönliche und höchst vergnügliche Begegnung mit Luther und seiner Frau Käthe – geschrieben von zwei Bestsellerautoren und beeindruckend illustriert von Irmela Schautz.“

Die Pressestimmen dazu (Thienemann) versprechen allerdings  einigen Lesegenuss auf 208 Seiten, was ich auch nach den bisher (schon in Münster gelesesenen) 20 Seiten bestätigen kann.
Das Buch werde ich sicher  genau schnell fertig gelesen haben, wie auch schon das vorhergehende…..
Und ausserdem hab ich dieses Wochenende ja auch nichts anderes vor 8-)

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Mein Fazit:

Ein für mich sehr lesenswertes  und auch lehrreiches Buch, das nicht nur die Person Martin Luther in all ihren Facetten kritisch beleuchtet, sondern auch immer wieder Bezüge zum zur Vorgeschichte der Reformation und ihren bis in die heutige Zeit nachwirkenden Folgen herstellt und dabei auch besonders die Parallelen und Unterschiede zu anderen Religionen einbezieht.

Einige der im Buch beschriebenen Zusammenhänge waren mir wirklich neu und ergänzen damit mein bisheriges Wissen über Martin Luther und sein über die deutsche Bibelübersetzuung und den Thesenanschlag in Wittenberg hinausgehendes Wirken.

Gut gefallen hat mir auch die ausführliche persönliche Auseinandersetzung des Autors mit dem Thema „evangelisch und protestantisch sein“ im letzten Kapitel, das als gesonderter Teil neben den biographischen Inhalten des Buches steht, gleichzeitig aber das Bild noch weiter abrundet, das beim Lesen des Buches entstanden ist.

6 Replies to “„Wir schreiben den zweiten Juli 1505…”

  1. Ich persönlich finde, man hat nix verpasst, wenn man nicht in Wittenberg gewesen ist. Und es ärgert mich, wenn Frau Käßmann das alles als Erfolg feiert, obwohl es massive Kritik gibt und irgendwer wohl die finanzielle Suppe auslöffeln muß, Ich sähe meine Kirchensteuer lieber in der Obdachlosenarbeit, der Flüchtlingsbetreuung oder wo auch immer sie sinnvoll ist.

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